Hirnblutung und andere Blutung des Kindes vor oder nach Geburt durch Mutter-Kind-Unverträglichkeit gegen Blutplättchen

Die immunologische Unverträglichkeit zwischen der Schwangeren und den Blutplättchen ihres ungeborenen Kindes (Fetus) nennt man "Fetale Alloimmune Thrombozytopenie" (FAIT) und die zwischen der Entbundenen und den Blutplättchen ihres Neugeborenen (Neonat) „Neonatale Alloimmune Thrombozytopenie“ (NAIT).

Die für die Blutstillung unentbehrlichen Blutplättchen heißen „Thrombozyten“. Wenn zu wenig Thrombozyten im Blut sind, nennt man dies „Thrombozytopenie“. Dadurch besteht eine Blutungsneigung. Die Thrombozytopenie des Kindes bei der FAIT und NAIT entsteht durch mütterliche Antikörper gegen die kindlichen Thrombozyten. Die mütterlichen Antikörper, die sich nicht mit den kindlichen Thrombozyten „vertragen“, werden bereits während der Schwangerschaft von der Mutter gebildet und über das mütterliche Blut in den kindlichen Blutkreislauf transportiert. Hier zerstören sie die Thrombozyten des Kindes. Der Teil „Allo...“ in dem oben genannten Begriff sagt, dass hier ein Individuum (Schwangere, Entbundene) gegen Bestandteile eines anderen Individuums (Fetus, Neonat) immunologisch reagiert.

FAIT und NAIT sind mit einer auf Tausend Geburten häufiger als andere Krankheiten des Neugeborenen, für die es Vorsorgeprogramme gibt. FAIT und NAIT werden leider oft übersehen. Dies zu ändern, ist unser Hauptanliegen. Die Blutungen bei diesen Krankheiten können dramatisch sein. Insbesondere, wenn es zur Hirnblutung kommt, kann das Gehirn schwer geschädigt werden oder der Tod verursacht werden. In den meisten Fällen kann dies durch Spezialisten in Krankenhäusern verhindert werden. Diese Spezialisten sind hauptsächlich in den Frauen- und Kinderkliniken sowie in Blutbanken von Universitätskliniken zu finden. Die NAIT dauert wenige Tage bis selten über 3 Monate. Bei einem Blutplättchenmangel können jederzeit Blutungen auftreten. Deshalb muss die Behandlung der Kinder durch Gabe von Blutplättchen gesunder Spender oder durch Gabe mütterlicher Blutplättchen ohne zeitlichen Verzug erfolgen. Da die mütterlichen Antikörper im kindlichen Organismus bereits nach etwa 3 Monaten abgebaut sind und damit die kindlichen Thrombozyten nicht mehr durch sie zerstört werden, gibt es bei erfolgreicher Behandlung keine Folgeschäden oder Rückfälle bei dem betroffenen Kind. Bei jeder erneuter Schwangerschaft kann ein Fetus bzw. das neugeborene Kind jedoch gleich wie oder schwerer als das Vorangeborene erkranken.

Aus diesem Grund muss bei Verdacht auf NAIT oder FAIT unverzüglich eine Beratung in den genannten Einrichtungen einer Universitätsklinik in der Nähe der Betroffenen gesucht werden. Es wird empfohlen, einen Ausdruck dieser und der weiteren Informationsseiten zu machen und den Ärzten in den Einrichtungen vorzulegen.

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Dr. med. Jürgen Neppert, Hamburg
Dr. med. Esther v. Witzleben-Schürholz, Bad Bramstedt

Disclaimer: Die Informationen dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte angesehen werden. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.